My Chemical Romance
Ihren Bandnamen entnahmen sie einem Roman von Irvine Welsh (Trainspotting, Porno), ihre Wurzeln aber liegen in New Jersey. Bereits mit ihrem Indie-Debüt "I Brought You My Bullets You Brought Me Your Love" von 2002 überzeugten "My Chemical Romance" die Local Crowd mit einer Mischung aus Neopunk, Post-New Metal und Garage, und so wurden Bands wie Misfits, At The Gates und sogar Anthrax und Morrissey zum Vergleich herangezogen.
Nun gut, manche der Vergleiche wirken etwas verlegen; Tatsache ist, dass My Chemical Romance soundmäßig mit voller Power nach vorn losgehen, ein vernünftiges Tempo drauf haben und Melodie sowie Screamo gleichermaßen mitbringen.
Dabei ist der Weg von My Chemical Romance ganz klassisch. Als Live-Band mit explosivem Ruf tourten sie fast das ganze Jahr 2003 durch die Staaten, machten ein paar eindruckschindende Abstecher nach Deutschland, England, Spanien und in die Niederlande und wurden überall frenetisch empfangen. Ziemlich überraschend für eine kleine Band aus dem verschlafenen und heruntergekommenen Industriestädtchen Newark in der Nähe von New York.
Dort wuchsen die Fünf von My Chemical Romance auf und waren bereits seit etlichen Jahren entfernt miteinander bekannt. Ende der Neunziger gab es eine Unmenge von Bands in der Gegend, die (wie so oft) eigentlich immer aus denselben Leuten bestanden, und als sie dann die Highschool abgeschlossen hatten, verstreute es sie zunächst in alle Winde. Irgendwann führte sie das Schicksal und die Frage nach den Zielen des Lebens dann aber doch wieder zusammen: "Ich hab damals als Animateur in New York gearbeitet und bei meiner Mutter gelebt," erzählt Sänger Gerard. "Und ich hab angefangen mich zu fragen, in welche Richtung mein Leben eigentlich gehen soll. Dann hab ich Matt angerufen, der sich genau die selben Fragen stellte. Also haben wir uns getroffen und Musik draus gemacht."
Nach ein paar Sessions wurde dann klar, dass da durchaus etwas rauszuholen war. "Also habe ich Ray aufgetrieben, der der beste Gitarrist ist, den ich kenne." Die drei verbrachten die folgenden Monate damit, "zu gucken, was dabei rauskommt" - das wiederum war ein Demo, dass sie im Winter 2001 in einem Hinterzimmer aufnahmen. "Danach kam dann etwas Druck in die Sache," so Gerard. "Mein Bruder Mikey meldete an, dass er gern mitmachen wollte. Er hatte zwar keine Ahnung vom Bass, aber er wusste, was wir brauchten. Also hat er sich sozusagen über Nacht Bass beigebracht. Wir waren alle sehr beeindruckt."
Nachdem das New Yorker Indielabel Eyeball dann ein Auge auf sie geworfen hatte (haha!), nahmen sie im Mai 2002 innerhalb von zwei Wochen I Brought You My Bullets You Brought Me Your Love auf und rekrutierten Frank als zweiten Gitarristen für einen satteren Sound. Im Juli 2003 erschien das Album, und was aus der Band keiner vermutet hatte, trat ein. Zunächst ausgiebige Gig-Engagements in New York und Umgebung, ein sich in Windeseile ausbreitender Ruf und eine schnell anwachsende Fanbase. Der nächste Schritt hieß dann: Landesweites touren und 14 Monate leben im Tour-Van.
cd-kritik zum 3.album THE BLACK PARADE (laut.de):
Die Band hat für ihr drittes Studioalbum den Namen "The Black Parade" angenommen und dieses Alter Ego treibt erstmal so richtig die Punkrocksau durchs Dorf. "Dead" ist nach dem kurios betitelten Opener "The End" ein fulminanter Einstieg ins Album, der gleich klar macht: MCR wiederholen sich nicht. Viel war im Vorfeld gemutmaßt worden über die weitere Entwicklung der Band. Nachdem das Album vorliegt, muss man konstatieren: die Band hat sich konsequent verbessert, aber sicher keinen Quantensprung vollzogen.
Sie klingen eingespielt und vor allem Gerard Way ist voll auf der Höhe. So wie er in "House Of Wolves" singt, verkörpert er eine junge, wütende Rock'n'Roll-Dampfwalze. Die Weiterentwicklung geht dabei in jede erdenkliche Richtung. Die Band wirkt noch tighter, technisch versierter und fetter. Vor allem aber handeln sie nach dem Motto: Pathos statt Pogo!
"Welcome To The Black Parade", die erste Single, betritt fast scheu die Manege, erst die Marching Band schafft es nach fast zwei Minuten, die großartige Nummer aus der Reserve zu locken. Danach tollt die dunkle Prozession durch die Sägespäne, dass es nur so eine Freude ist. Eine schöne Poppunknummer, Gerard Way legt erstaunlich viel Gewicht in seine Stimme und orientiert sich an oldschooligem Punkrotz. Und diese Gitarren!
Musikalisch anspruchsvoll zeigt sich die Band auch bei "Mama", nicht nur wegen dem Dreivierteltakt. Kriegsdonner am akustischen Horizont stellt hier den Bezug zum Jenseits her, und niemand geringeres als Liza Minnelli gibt der besungenen Mutter ihre Stimme. Irgendwie hat es schon was von einem düsteren Cabaret des Todes. Schwer groovend erreicht das Lärmspektakel namens "Black Parade" erreicht hier definitiv einen seiner Höhepunkte. |